Gendefekte bei Morbus Parkinson – Gruppentreffen des Parkinson Forums e. V. am 8. Juni 2022 in Unna

Erstmals nach der Aufhebung der durch die Coronapandemie bedingten Einschränkungen traf sich das Parkinson Forum Unna wieder zu einem Gruppentreffen mit einem speziellen parkinson-bezogenen Inhalt. Zu Gast war Frau Dr. Inga Claus, Oberärztin an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Münster.

Menschen mit bestimmten Erbgutveränderungen hätten ein besonders hohes Risiko, an Parkinson zu erkranken. Das war die Kernaussage von Frau Dr. Inga Claus. Aber das allein sei kein Grund, alle Menschen auf das Vorliegen dieser Erbgutveränderung hin zu untersuchen. Denn den Ausbruch der Krankheit könne man (noch) nicht verhindern. Für die Zukunft sehe sie jedoch realistische Chancen, auf der Basis der Gentechnik neue Therapien zu entwickeln, die möglicherweise sogar den Verlauf der Krankheit beeinflussen könnten.

In Ihrem Vortrag informierte Frau Dr. Claus das interessiert zuhörende Publikum jedoch nicht nur über dieses – so gab sie es selbst zu – sehr spezielle Thema.

Sie nutzte die Gelegenheit, umfassend über die Arbeit der Ambulanz für Parkinson-Syndrome und andere Bewegungsstörungen an ihrer Klinik zu informieren und stellte dabei verschiedene Diagnoseverfahren bis hin zur einer nuklearmedizinischen Untersuchung (DAT-Scan) vor. Es gebe aber nicht nur in Münster, sondern auch an anderen Kliniken, solche Ambulanzen.

Auf verschiedenste Nachfragen hin vermittelte Frau Dr. Claus einen Überblick über aktuelle Parkinson-Medikamente, ihre Verabreichung (oral, subkutan, über eine Sonde in den Darm, als Inhalationsspray) und ihre möglichen Nebenwirkungen.

Heute stünden Parkinson-Patienten eine Vielzahl verschiedener Medikamente zur Verfügung, die den Dopaminmangel im Gehirn als Auslöser der Krankheit ausgleichen und so die Parkinson-Beschwerden lindern würden. Aufgrund der guten Wirksamkeit würden dabei in der Regel Levodopa (L-Dopa), Dopaminagonisten oder Monoaminooxidase-B-Hemmer (MAO-B-Hemmer) eingesetzt. Zusätzlich stünden zudem COMT-Hemmer, NMDA-Antagonisten und sogenannte Anticholinergika für die Behandlung der Parkinson-Erkrankung zu Verfügung.

Die Erkrankung ließe sich zunächst mit diesen Medika­menten meist gut behandeln. Wenn sich die motorischen Symptome so nicht mehr kontrollieren ließen, sei die Möglichkeit für eine sogenannte tiefe Hirnstimu­lation (THS) zu prüfen. Dabei gäben ins Gehirn implantierte Elektroden schwache Stromimpulse an umliegende Nervenzellen ab, was die unkontrollierten Bewegungen vermindern und die Beweglichkeit verbessern würde.

Die tiefe Hirnstimulation eigne sich nur für bestimmte Menschen mit Parkinson. Dazu bedürfe es intensiver Voruntersuchung. Die wichtigste Voraussetzung: Die Beschwerden müssten trotz Medikamenten sehr belastend sein. Eine klare Altersgrenze gebe es nicht.

Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit läge bei dem Thema „Schluckstörungen bei Morbus Parkinson“, so Frau Dr Claus. Schluckstörungen seien ein sehr häufiges und äußerst gefährliches Symptom der Parkinson-Krankheit. Sie sollten deshalb möglich frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden, um schweren Folgeerkrankungen wie zum Beispiel eine Lungenentzündung – verursacht durch Speisereste, die in die Luftröhre gelangen – vorzubeugen.

Nicht zuletzt lud sie zum Parkinson-Nachmittag des Universitätsklinikums Münster am Mittwoch, dem 11. September 2022, ein.

Zum Veranstaltungsflyer >>> https://web.ukm.de/fileadmin/ukminternet/daten/kliniken/neurologie/Aktuelles/Flyer/2019-09-11_Parkinson-Tag_UKM.pdf

Unter den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern saßen nicht nur Mitglieder des Parkinson Forums e. V., sondern auch viele Gäste. Sie waren über eine Kreis-Unna-weit erschienene Vorankündigung des Hellweger Anzeigers auf die Veranstaltung aufmerksam geworden.

Gerd Kulik, Vorsitzender des Parkinson Forums: „Ich hoffe, wir konnten unsere Gäste durch diesen hervorragenden Vortrag von der Qualität unserer Arbeit in der Selbsthilfe überzeugen.“

Zu Gast war das Parkinson Forum im Kühlschiff des Kulturzentrums Lindenbrauerei Unna. Pieter Bot, stellvertretender Vorsitzender des Parkinson Forums: „Wir fühlen uns aktuell hier gut aufgehoben. Der Raum bietet hinreichend Platz für uns und unsere Gäste und ist in allen Belangen barrierefrei. Die notwendige Vortragstechnik – ein leistungsfähiger Beamer, eine große Leinwand und eine gute Lautsprecheranlage – steht zur Verfügung und funktioniert auch. Und ist das einmal nicht der Fall, wie jetzt, als ein Mikrofon ausfiel, steht sofort eine helfende Hand zur Verfügung.“